Samstag - 09.11.2024

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entgleisungen#23 mit CANDIE HANK SOUNDSYSTEM und YANEQ

CANDIE HANK SOUNDSYSTEM

CANDIE HANK SOUNDSYSTEM

Candie Hank alias Patric Catani ist Produzent unzähliger Platten und Remixe für Leute wie Puppetmastaz, Ladytron, Kap Bambino u.v.m.. Er ist dafür berüchtigt, die Regeln der generischen, ach so üblichen Monotonie zu brechen, die in der Clubwelt die meiste Zeit herrscht. Der feiernde Typ! Er lässt die Menge nie im Stich und zieht immer einen weiteren explodierenden Mix aus seiner internationalen Tourhülle hervor. Abzulegen unter: Russian Space Polka Baile Cumbia Booty Punk Apocalypso.

Candie Hank – Peace (with my Demons)

YANEQ

Nach der Veröffentlichung des Albums „Rufen und Raushaun“ und im Juni 2022 auf Grzegrozki Records wird derzeit die nächste Langspielplatte unter ähnlichen Bedingungen produziert: Yaneq nimmt die Layouts für die Songs in der Brandenburger Datsche am Schlagzeug, am Klavier, mit Küchenutensilien und Kinderinstrumenten auf und Ben Lauber vom Transporterraum Berlin schraubt daraus ganze Lieder. Das Ergebnis sind laut Max Dax „analog-scheppernde, vom Jazz grundierte Hip-Hop-Beats, gepaart mit deutschen Texten, die so gut sind, dass man sie als Gedichtband lesen möchte.“ Von der Ästhetik ist dieser HipHop irgendwo zwischen Krautrock, Indie-Ästhetik und Undergroundrap der 90er angesiedelt. Aber das sind nur Vergleiche. Irgendwie ist das alles auch sehr eigen, sehr jetzt und sehr pop.

Bereits mit dem 2006 erschienenen Album „Widersprüche“ lotete Yaneq Sounds abseits der Kopie us-amerikanischer Vorlagen aus. das Ergebnis, ein elektronischer und punkiger Sound, der Differenz markierte. In den Jahren danach arbeitete der Rapper mit dem Techno-Dub Produzenten Jammin Unit (Air Liquide) in der Gruppe Mutfak Drt zusammen. 2004 bereits spielte Yaneq eine tragende Rolle im ersten deutschen HipHop-Spielfilm „Status Yo!“.

Kristof Schreuf schrieb zum Album „Rufen und Raushaun“ in der taz: „Dieser Gil Scott-Heron von Kreuzberg muss keine Pforten der Wahrnehmung reinigen, um herauszufinden, dass etwa ein Wortflow unendlich sein kann. Denn Yaneq tritt diese Pforten einfach ein.“

Und Jan Joswig meint: „HipHop als Martial-Arts-Disziplin ist bestimmt nicht Yaneqs Idee von einer guten Zeit. Sollen die anderen sich in der Aggroschleife abstrampeln. Er wirft sich lieber den Hausmantel über und spielt eine Runde Krocket im Garten. Ghetto-King? Landhaus-Bobo! Das Landhaus ist zwar nur eine alte LPG, aber hier hat Yaneq die Lektion für den zweiten Lebensabschnitt gelernt: Gelassenheit ist eine Zier – genauso wie der kleine Wohlstandsbauch. Die Lofi-Beats platschen ohne Stress und das Ein-Finger-Piano freut sich, wenn es leicht eiert. Öffne mal ’ne Flasche Wein und lass’ den Kompressor aus. „Der Bro ist deep in seinen wohligen Beats.“ Dem aufgeplusterten Trap-Gewitter, das im HipHop dominiert, setzt Yaneq unerschütterliches Do-it-Yourself-Selbstbewusstsein entgegen. Das Polieren der Bling-Bling-Fassade ist ihm viel zu viel Krampf. Und wie man auch ohne Effektemaximierung die Ärsche aus dem Sofa kriegt, zeigt er mit dem wild voranhupenden „Steinharte Welt“ oder „Alles oder Keins“, das zu Miami Bass aus der Brandenburger Provinz „Sie wollen sich alle dopen“ auf „Traurige Tropen“ von Claude Lévi-Strauss reimt. Wacher Kopf statt dicke Eier. Auf dem Tanzboden des Lebens sind Slacker die besseren Eintänzer als jeder Gangster. Und die nachhaltigeren Lebensweisheiten haben sie auch parat: „Lass Fünf gerade sein und brich dir kein Bein.“ So beschreibt der Autor Jan Joswig Yaneqs neues Album,

Noch mal Max Dax:
„Hat der deutsche Hip-Hop jenseits der Frauenverachtung doch noch eine lyrische Zukunft? Es scheint so, und das kommt einer lang ersehnten Sensation gleich.“

KOKA36 Oranienstraße 29, 10999 Berlin, Tickethotline 030 / 61 10 13 13
YANEQ – KRASS KRASS KRASS

Ort:

Bahnhofsplatz 1, 16359 Biesenthal